Digitalisierung: Eine Chance für die Gesundheitsbranche
Smart und digital – So lässt sich unser heutiger Alltag in vielerlei Hinsicht beschreiben. Auch im Gesundheitswesen soll die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden, um sowohl Ärzten als auch Patienten zu helfen, effizienter und flexibler zu agieren. Doch in puncto digitaler Standards geht die Schere weit auseinander. Während einige Praxen und Kliniken bereits telemedizinische Dienste wie Online-Buchungssysteme nutzen, durch welche den Patienten beispielsweise automatisch eine Erinnerung für den gebuchten Termin per SMS oder Mail gesendet wird, ist bei anderen das Thema Digitalisierung noch nicht angekommen. Das Faxgerät und das Telefon sind unverändert die Grundpfeiler in manchen Einrichtungen. Dabei halten die vielen smarten Entwicklungen große Chancen für die Gesundheitsbranche bereit.
Digitalisierung per Gesetz: TSVG und DVG
Die Politik hierzulande sieht das ähnlich und hat bereits mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das vom Bundestag am 14. März 2019 beschlossen wurde, die Krankenkassen verpflichtet, ab dem 1. Januar 2021 ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte zur Verfügung zu stellen. Zudem können Versicherte, die das wünschen, auf ihre elektronische Patientenakte künftig auch mit ihrem Smartphone oder Tablet zugreifen. Des Weiteren ermöglicht das „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (Digitale-Versorgung-Gesetz – DVG), welches am 7. November 2019 beschlossen wurde, weitere E‑Health-Angebote wie das E‑Rezept, die Verschreibung von Gesundheitsapps und Online-Sprechstunden. Bei Behandlungen soll man außerdem auf ein sicheres Datennetz im Gesundheitswesen zugreifen können.
Geplant ist, dass Patientinnen und Patienten die digitalen Angebote möglichst bald flächendeckend nutzen können. Darum sind Apotheken (bis Ende September 2020) und Krankenhäuser (bis 1. Januar 2021) verpflichtet, sich an die Telematik-Infrastruktur (TI) anschließen zu lassen. Hebammen und Physiotherapeuten sowie Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen können sich freiwillig kostenlos an die TI anschließen lassen. Ärzte, die sich weiterhin nicht anschließen wollen, müssen einen erhöhten Honorarabzug ab dem 1. März 2020 in Kauf nehmen.
Unterstützung und Entlastung
Die Großzahl aller Menschen greifen bereits in vielen Lebenslagen auf digitale Gadgets zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass die Digitalisierung auch für die Gesundheitsbranche einige Chancen bereithält. Durch die beschlossenen Gesetze können sich viele Prozesse vereinfachen und das Gesundheitswesen noch effizienter gestaltet werden. Davon profitieren schließlich nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte, Therapeuten, Pflegenden, etc. werden in ihrem Arbeitsalltag durch die Telemedizin deutlich entlastet und unterstützt. Sicherlich werden in den kommenden Jahren noch einige weitere Entwicklungen zu beobachten sein.
Die Hochschule für Gesundheit in Bochum hat zu diesem Zwecke eine Umfrage durchgeführt. Positive Effekte der Digitalisierung sahen die Befragten vor allem bei der Zeitersparnis, der Standardisierung von Therapieprozessen, der interprofessionellen Kommunikation sowie einer vereinfachten Dokumentation. Auch die Rhön-Klinikum AG, einer der größten Gesundheitsdienstleister Deutschlands, sieht die Digitalisierung als Schlüssel, um mehr Effizienz bei der Patientenversorgung sowie bei internen Arbeitsabläufen zu generieren: „Die digitale Vernetzung mit intelligenten IT-Lösungen und innovativen Kommunikationssystemen eröffnet neue Wege in der Gesundheitsversorgung.“
Digitale Supervisoren
In vielerlei Hinsicht beweisen neue Versorgungsansätze höchste Evidenz und Effektivität. Bei knappen Personalressourcen können die digitalen Trainings- und Therapiegeräte beispielsweise als Supervisoren dienen. Sie übernehmen in der Telerehabilitation die Kontrolle der Ausführung und Sicherstellung der korrekten Einhaltung der Bewegungen und Therapiepläne. Fehlt etwa ein Physiotherapeut in der Nähe, gibt es als Ersatz ein digitales Trainingsprogramm. Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Zerth sieht in der Digitalisierung keine Produkt‑, sondern vielmehr eine Organisationsinnovation: „Damit sie im Gesundheitswesen wirklich gelingen und Nutzen stiften kann, muss sie Teil eines funktionierenden Versorgungskontinuums werden. Die ausgeklügeltste digitale Lösung hilft wenig, wenn das analoge Umfeld aus Patienten, Therapeuten, Einrichtungen und Kostenträgern nicht Schritt hält.“

Die neuen Wegen können jedoch nicht nur in Bereichen wie der Dokumentation, Abrechnung und Terminierung eingeschlagen werden. Denn auch in der Medizintechnik ist die Digitalisierung auf dem Vormarsch. Von Gehstöcken mit integriertem GPS-Sensor und Notruffunktion über robotergestützte Therapie-Einheiten bis hin zu Virtual-Reality-Anwendungen, lassen sich verschiedenste hilfreiche Neuheiten auf dem Markt finden. Auch chronisch Erkrankte können von der Digitalisierung profitieren. Für Menschen mit Diabetes beispielsweise ist es heute bereits möglich, ihre Erkrankung rundum via App im Blick zu behalten und zu managen.
Zahlreiche zukunftsfähige Möglichkeiten
Die Rehabilitationswissenschaftlerin Sophie Rabe sieht ebenfalls einen großen Mehrwert in den digitalen Anwendungen. In einem Interview mit Rehacare.de stellt sie die Patientenedukation und das Patientenselbstmanagement als zentrale Elemente der Rehabilitation heraus. Dort kann die Digitalisierung ansetzen und durch klare Zielsetzungen, interaktive Lerninhalte, Feedbackfunktionen und soziale Verstärkungen erwünschte Verhaltensänderungen nachhaltig unterstützen. Durch die Teletherapie ist der Therapiefortschritt sowohl für den Therapeuten als auch für den Patienten sofort erkennbar und kann messbar nachvollzogen werden. Zudem entsteht für die Patienten ein positives Therapieerlebnis und sie sind motiviert, ihre Therapieziele mit viel Spaß und Motivation zu erreichen.
Vor allem im Bereich der Physiotherapie und der Rehabilitation wird vermehrt auf den digitalen Fortschritt in der Geräteentwicklung gesetzt. Die neuen Therapie- und Trainingsgeräte verfügen über Schnittstellen, um Trainingsdaten auszuwerten, zu dokumentieren und schnell zugänglich zu machen. So beispielsweise die intelligente Pixformance Station, welche anhand präziser Analysen die Bewegungen der Patienten trackt und diese sekundenschnell auswertet, sodass Korrekturhinweise sowie Feedback zur jeweiligen Übungsausführung geliefert werden kann. So können die Therapeuten erheblich bei ihrer alltäglichen Arbeit und der Betreuung der Patienten entlastet werden.
Vorteile und Barrieren
Die vielen Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind durchaus sichtbar. Die größte Barriere bei der Einführung der verschiedenen digitalen Möglichkeiten ist allerdings sicherlich der Kostenfaktor. Vor allem kleinere Physiotherapie Praxen und Selbstständige haben teilweise Probleme, die nötigen Mittel aufzutreiben, obwohl sie die digitale Unterstützung meist am dringendsten benötigen könnten, um von Zeitvorteilen bei Personalknappheit profitieren zu können. Bei der Flut der vielen unterschiedlichen Angebote auf dem Markt, kann sich zudem die Prüfung und Auswahl für jede Einrichtung als Herausforderung erweisen.

Einen guten Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, die das Thema E‑Health bereithält, sowie die Einbindung und Finanzierung dergleichen, erhält man auf den vielen Gesundheits- und Fitnessmessen. Viele der Abrechnungsunternehmen, Softwarefirmen, Entwickler von Apps, webbasierten Anwendungen mit digitalen Angeboten und digitalen Trainings- und Therapiegeräten wie von Pixformance stellen sich dort vor. Eine umfassende Informierung über die verschiedenen Angebote ist wichtig, um das Passende und Rentabelste für sich und seine Einrichtung zu finden, um den größtmöglichen und effektivsten Nutzen herausziehen zu können.
Nachtrag: In den letzten Wochen hat sich aufgrund der anhaltenden Coronakrise einiges in puncto Digitalisierung im Gesundheitswesen getan.
- Wie Sie auch in Gesundheitskrisen Ihre Patientinnen und Patienten weiterhin intensiv betreuen können, erfahren Sie hier.
- Weiteres zur digitalen Entwicklung – vor allem im Bereich der Physiotherapie – lesen Sie in unserem Blogartikel.
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